Die Stadt der Alhambra

Granada, auf 645 m Höhe am Fuß der Sierra Nevada gelegen, ist schon wegen der Alhambra ein Muss auf jeder Andalusienreise. Die ehemalige maurische Königsstadt und das Albaicín, das ehemalige maurische Viertel, erinnern an die Blütezeit Granadas als letztes maurisches Reich in al-Andalus; die Eroberung durch die Christen und die darauf folgenden christlichen Bauten brachten die Renaissance nach Andalusien; fast 60.000 Studenten (bei insgesamt gut 230.000 Einwohnern) prägen das moderne Granada.

Foto der Alhambra in Granada
Granada: Blick vom Mirador San Nicolás im Albaicín auf die Alhambra.
Foto: Jürgen Paeger.

Orientierung:

Der Alhambrahügel im Nordosten der Stadt ist ein guter Orientierungspunkt. Die meisten Sehenswürdigkeiten lassen sich von der an seinem Fuß gelegenen Plaza Nueva aus leicht finden: Die Cuesta de Gomérez führt an Andenkenläden und Gitarrenwerkstätten vorbei zur Alhambra hinauf, die Carrera del Darro und die Calle Elvira ermöglichen den Zugang zum Albaicín, und die Calle Reyes Católicos führt in die Altstadtviertel.

Alhambra, Granada
Die Alhambra bietet maurische Kunst vom Feinsten.
Foto: Jürgen Paeger

Die Alhambra, die ehemalige maurische Königsstadt, besteht aus dem zivilen Wohnbereich der palacios nazaríes (Nasridenpalästen) und der Gärten des Generalife sowie den militärischen Verteidigungsanlagen der alcazaba. Für diese Bereiche gilt auch die Eintrittskarte, während der Innenhof mit dem Palast Karls V. und schöner Übersicht über die Anlage und den benachbarten Albaicín frei zu besuchen ist. Die Eintrittskarte sollten Sie möglichst zeitig vorab bestellen, am einfachsten über das Internet (www.tickets.alhambra-patronato.es). Wer kein Ticket hat, sollte unbedingt ab 7.30 / 8.00 Uhr am Schalter sein, sonst geht man leicht leer aus. Für die Nasridenpaläste ist auf dem Ticket eine halbstündige Besichtigungszeit angegeben, der Rest der Besichtigung kann über den Tag verteilt werden, da für Generalife und Alcazaba eigene Abschnitte auf der Eintrittskarte vorhanden sind. Die Nasridenpaläste sind ohne Frage der Höhepunkt eines Alhambrabesuchs, mit solchen Juwelen wie dem Patio de los Arrayanes (Myrtenhof), dem Salón de Embajadores (dem Empfangssaal des Herrschers) und dem Patio de los Leones (Löwenhof). Nach dem Besuch der Alhambra kann man auf dem Weg Cuesta de los Chinos, der neben dem Eingang am Restaurant La Mimbre beginnt, hinunter ins Albaicín gelangen.

Im Patio de los Leones, Alhambra, Granada
Alhambra: Im Patio de los Leones.
Foto: Jürgen Paeger

Patio de la Acequia, Generarlife, Alhambra, Granada
Alhambra: Der Patio de la Acequia im Generalife. Foto: Jürgen Paeger

Auch im Albaicín kann man der Atmosphäre des maurischen Granada nachspüren. Schmale Gassen, weiße Häuser und die typischen cármenes (Hausgärten) prägen dieses Viertel. Verirren kann man sich nicht wirklich: nach unten geht es immer zurück zur Altstadt. Lohnende Besichtigungen sind neben den Gassen die arabischen Bäder (Baños Arabes) und das archäologische Museum in dem schönen Renaissancehaus Casa del Castril, beide an der Carrera del Darro. Hiernach geht man am besten bergan ins Gassengewirr. Das Herz des Albaicín ist die Plaza Larga mit Bars und Restaurants; ein berühmter Aussichtspunkt auf die Alhambra ist der Mirador de San Nicolás. Ganz in der Nähe liegt die Mezquita Mayor de Granada, die erst 2003 neu eingeweihte neue Moschee. Es ist die erste Moschee, die nach dem Ende des islamischen Reichs auf spanischem Boden neu errichtet wurde und deren Bau sehr umstritten war. Sie ist nur Muslimen zugänglich, den Garten können aber alle besuchen. Vom Platz aus führt die Calle Santa Isabel zur Plaza de San Miguel Bajo, ein weiteres nettes Plätzchen. Auf dem Weg zurück sollten wir die Straßen Calderería Nueva und Vieja nicht verpassen, in der sich in den letzten Jahre viele Einwanderer aus dem Maghreb niedergelassen haben, und in der zahlreiche Teestuben und Straßenhändler das Bild des maurischen Granada wieder auferstehen lassen. Östlich des Albaicín liegt der Sacromonte, das alte Viertel der gitanos mit seinen Höhlenwohnungen. Hierhin führt der Camino de Sacromonte, der auch wegen der Aussicht auf die Alhambra lohnt. Im Museo Cuevas del Sacromonte (Calle Barranco de los Negros) kann man sehen, wie früher hier gelebt wurde; heute beherbergen einige dieser Höhlen Flamencoschulen oder Diskotheken.

Foto des Albaicín, Granada
Gasse im Albaicín. Foto: Jürgen Paeger

Mirador de San Nicolás, Albaicín, Granada
Der Mirador de San Nicolás im Albaicín bietet eine schöne Aussicht auf die Alhambra. Foto: Jürgen Paeger

In der Altstadt finden wir der Calle Reyes Católicos folgend rechts (von der Plaza Nueva kommend) die Capilla Real und die Catedral. Beide wurden von den Katholischen Königen Isabella und Ferdinand nach der Eroberung in Auftrag gegeben, die Capilla Real als Grabstätte und die Kathedrale als Zeichen der wiedergewonnenen christlichen Macht an Stelle der ehemaligen Hauptmoschee. In der Capilla Real finden sich die Grabmale der Katholischen Könige – und ihrer Tochter Johanna die Wahnsinnige und ihres Gemahls Philipp der Schöne – und in einer Krypta darunter ihre Särge. Bemerkenswert sind auch das schmiedeeiserne reja (Gitter) von Meister Bartolomé im Hauptraum und die kleine Gemäldesammlung flämischer Maler in der Schatzkammer. Die Kathedrale wurde von Enrique Egas im gotischen Stil begonnen, nach seinem Tod aber von Diego de Siloé im Renaissancestil weitergeführt. Fertiggestellt wurde sie erst 1704, die Hauptfassade wurde im 17. Jahrhundert von Alonso Cano geschaffen, von dem auch die großen Werke der Hauptkapelle, Szenen aus dem Leben Marias, stammen.

Zwischen der Kathedrale und der Calle Reyes Católicos liegt die Alcaicería, der alte arabische Seidenbasar, der jedoch im 19. Jahrhundert niederbrannte und wiederaufgebaut wurde – heute finden sich hier vor allem Souvenirläden. Der Fußgängerstraße Zacatin folgend kommen wir zur Plaza Bib-Rambla, dem schönsten Platz in der Altstadt, der mit seinen zahlreichen Blumenständen und Cafés für eine Pause wie geschaffen ist. Wenn wir dagegen von der Alcaicería aus die Calle Reyes Católicos überqueren, kommen wir zum Corral de Carbón, einer Karawanserei aus dem 14. Jahrhundert. Hinter diesem Gebäude beginnt das Stadtviertel Realejo, zu maurischen Zeiten das jüdische Viertel der Stadt. Heute kann man hier einen Eindruck von Granada abseits der Touristenströme gewinnen, etwa an der lebhaften Geschäftsstraße Calle de Molinas oder am schönen Platz Campo del Príncipe mit zahlreichen Cafés und Tapas-Bars.

Foto von Straßenkünstlern im Zacatín, Granada, Andalusien
Straßenkunst im Zacatín.
Foto: Jürgen Paeger

Plaza Bib-Rambla, Granada, Andalusien

Mirador de San Nicolás, Albaicín, Granada
Beide Fotos: die Plaza Bib-Rambla, der schönste Platz in der Altstadt von Granada. Fotos: Jürgen Paeger

Unterkunft:

Das Angebot an Hotels ist – wie auch die Nachfrage – groß, die besten Adressen sollte man vor allem zwischen März und Juni vorbestellen. Unterkünfte finden sich vor allem an der Cuesta de Gomérez, die von der Plaza Nueva zur Alhambra führt, an der Gran Via und rund um die Plaza Trinidad und die Plaza del Carmen. Im Albaicín finden sich stilvoll restaurierte Luxushotels.

An der Cuesta de Gomérez sind die einfachen Hostales Austria (Tel. 958 22 70 75) und Landázuri (Tel. 958 22 14 06) zu empfehlen, an der Plaza Nueva das Hotel Macia Plaza (www.maciahoteles.com, Tel. 958 22 75 36).

Empfehlenswerte Mittelklassehotels im Zentrum sind das Hotel Los Tilos (www.hotellostilos.com, Tel. 958 26 67 12, Plaza Bib-Rambla) und das Hotel Navas (Tel. 958 22 59 59, www.hotelnavas.com, Calle Navas 22 [an der Plaza del Carmen, dem Rathausplatz]).

Wenn es etwas besonderes sein soll, empfehlen sich im Albaicín der Palacio de Santa Inés (Tel. 958 222362, www.palaciosantaines.es), und hier besonders die Suiten, das Hotel Casa Morisca (Tel. 958 22 11 00, www.hotelcasamorisca.com), eine romantische Unterkunft in einem stilvoll restauriertem Haus aus dem 15. Jahrhundert und das Hotel Santa Isabel la Real (www.hotelsantaisabellareal.com, Tel. 958 29 46 58).

Noch ein wenig schicker ist der Palacio de Mariana Pineda (Tel. 958 21 61 58, (www.palaciomarianapineda.es): das Geburtshaus der Heldin des spanischen Liberalismus (deren Geschichte 1927 vom andalusischen Dichter Federico García Lorca verewigt wurde) ist heute ein tolles Hotel. Aber es gibt noch eine Steigerung: Auch in der Alhambra kann man wohnen! Hier liegen das Hotel America (Tel. 958 22 74 71, www.hotelamericagranada.com) und der Parador de San Francisco (www.paradores.es, Tel. 958 22 14 40) – beide sollte man lange im Voraus reservieren. Der Parador ist wohl das beste (und auch das teuerste) Hotel von Granada; wer hier nicht wohnt, kann die Bar (mit Terrasse) oder das Restaurant besuchen.

Essen und Trinken:

In Granada kommen die Zutaten für die klassischen Gerichte aus der benachbarten vega, einer fruchtbaren Hochebene, in seit jeher Gemüse angebaut wurden: habas (Bohnen), berenjenas (Auberginen) und alcachofas (Artischocken). Aus den umliegenden Bergdörfern kommen Wurst und Schinken, bekannt in ganz Spanien ist der Schinken aus Trevélez in der Sierra Nevada. In der Kälte des Winters kommen Gemüse und Fleisch gemeinsam in die olla oder cazuela, den traditionellen Schmortöpfen. Und schließlich ist die Küste nicht so weit weg, dass es nicht auch Fisch und Meeresfrüchte gäbe.

Frühstück: Die besten churros con chocolate in Granada gibt es in der Cafetería Fútbol, Plaza de Mariana Pineda).

Tapas-Bars: In Granada gibt es Tapas in vielen Bars noch umsonst – Wein oder Bier bestellen, die Tapa gibt es dazu. Aber: dann kann man sie nicht aussuchen. Wer seine Tapa nicht dem Glück überlassen will, kann sie auch bestellen (und muss sie dann bezahlen, die Preise sind aber in Ordnung). Viele Tapas-Bars finden sich zwischen Plaza Nueva und Gran Vía, hier gehören die Bodegas Castañeda (Calle Almireceros 1, ein Abzweig von der Calle Elvira) und – gleich um die Ecke – Bodegas La Mancha (Calle Joaquín Costa 10), beide mit zahlreichen Weinfässern und leckeres Tapas, zu den besten Adressen.  Weitere Bars finden sich entlang der Carrera del Darro und westlich rund um Campo del Principe und Plaza de los Campos. Nahe der Plaza del Carmen liegt die Bar Los Diamantes (Calle Navas 28), die zu den beliebtesten Granadas gehört und daher immer voll ist; nahe dem Plaza de los Campos liegt die Taberna La Tana Calle Virgen del Rosario 11) mit riesigem Weinangebot. Im Restaurante Marisqueria Cunini (Plaza Pescaderia 14) gibt es beste Fisch- und Meeresfruchttapas (im Restaurant nebenan kann man zudem bestens essen).

Eine Besonderheit Granadas sind die zahlreichen Teehäuser, die sich insbesondere in und rund um die Straßen Calderería Nueva und Calderería Vieja finden. In manchen, wie der Tetería Kasbah oder der Tetería As-Sirat kann man sogar (marokkanisch) essen, andere bieten Gebäck und Crèpes an (gut etwa auch Tetería Tuareg und Natura Morisca). Im Dar Ziryab gibt es häufig Konzerte mit nordafrikanischer/nahöstlicher Musik.

Restaurants: Essen gehen in einer Studentenstadt wie Granada kann preiswert sein,  solide Angebote finden sich z.B. im Restaurante León (Calle Pan, nahe der Plaza Nueva). Im Albaicín finden sich kleine Bars, die Tische auf den Plätzen haben, gut sind z.B. Bar Aixa (Plaza Larga) und die Bars Lara, El Yunque und Rincón de la Aurora (alle Plaza San Miguel Bajo). Die Küche der Einwanderer aus Nordafrika probieren Sie am besten im Arrayanes (nordafrikanische Küche, viele vegetarische Gerichte; Cuesta Marañas 4, ein Abzweig der Calderería Nueva) oder im Samarcanda (ein libanesisches Restaurant, Calderería Vieja 3). Im Viertel südlich der Alhambra liegt das gute Damasqueros (c/Damasqueros 3): hier wird lokale, jüdische und arabische Küche zu einem harmonischen ganzen vereint, dazu kommt eine hervorragende Weinkarte.

Schöne Restaurants finden sich auch in einigen cármenes, empfehlenswert sind das Mesón El Trillo (Callejón del Aljibe del Trillo 3, Tel. 958 225182) mit baskisch beeinflusster Küche, und das Mirador de Morayma (Calle Pianista García Carrillo 2, Tel. 958 228290) mit klassischer granadinischer Küche; beide teurer, aber unbedingt lohnend. Gut essen kann man auch bei oder in der Alhambra: Nahe dem Eingang liegt das Restaurant La Mimbre mit schöner Terrasse unter Weiden und ordentlicher Küche, eine phantastische Aussicht und gute Küche bietet das Restaurant des Parador, das Menü kostet rund 35 €, à la carte ist deutlich teurer.

Fisch gibt es im Restaurante Marisqueria Cunini (Plaza Pescaderia 14). Als bestes Restaurant in Granada galt vielen lange Zeit das Las Tinajas (Calle Martínez Campos 17, Tel. 958 25 43 93), hier gibt es immer noch andalusische Küche vom Feinsten. Den Rang als bestes Restaurant hat ihm aber das etwas außerhalb von Granada an der Straße zur Sierra Nevada gelegene Ruta del Veleta (Tel. 958 68 41 34) abgelaufen: hier gibt es traditionelle Küche mit einem Hauch Kreativität – der Weg lohnt sich für alle, die gerne gut essen.

Kunst und Kultur:

Granada ist eine Hauptstadt des Flamenco, große Künstler wie der Gitarrist Pepe Habichuela und der Sänger Enrique Morente kommen aus dem Sacromonte, dem alten gitano-Viertel Granadas. Gute Gelegenheiten, Flamenco zu hören, sind das Internationale Musik- und Tanzfestival (www.granadafestival.org) sowie im Sommer das im Sacromonte stattfindende Flamencofestival. Im Sacromonte werden zambras (eine festliche Form des Flamenco) veranstaltet, diese Veranstaltungen sind aber oft touristisch und nicht immer von hoher Qualität. Am besten sind die Chancen auf eine gute Veranstaltung hier in der Venta El Gallo (Calle Barranco de los Negros 5, www.ventaelgallo.com), sonst aber in der Stadt, etwa im La Alborea (Calle Pan, unweit der Plaza Nueva) oder den Jardines de Zoraya (Calle de los Panaderos 32). Noch besser ist es, wenn es ihnen gelingt, an den Veranstaltungen in privaten peñas flamencas wie der Platería (Placeta de Toqueros 7, im Albaicín) teilzunehmen, achten Sie auf die Veranstaltungshinweise in der Tagespresse (ob man als Tourist eingelassen wird, hängt auch davon ab, für wie ernsthaft das Interesse eingeschätzt wird, Spanischkenntnisse sind hilfreich). Ansonsten gibt es Bars, wo mit viel Glück die lokalen Flamencogrößen – mitunter auch spontan – spielen, etwa der Eshavira Club (c/Postigo de la Cuna 2) oder La Bulería (Camino de Sacromonte), allerdings meist erst um 3.00 oder 4.00 Uhr morgens...

Noch ein Tipp: Der Carmen de las Cuevas ist eine Sprach- und Flamencoschule, in der bekannte Künstler unterrichten. Mit etwas Glück tauchen auch mal die “großen Namen” auf (Tel. 958 22 10 62, www.carmencuevas.com).

Weitere Informationen:

Touristeninformation: www.granadatur.com

 

© Jürgen Paeger 2005 – 2019