Mit zunehmender Höhe wird die immer kürzere Vegetationszeit schließlich zum begrenzenden Faktor der sommergrünen Laubbäume, die ja im Frühjahr erst ihre Blätter aufbauen müssen. Daher folgen in höheren Lagen Nadelwälder, die bei entsprechenden Temperaturen das ganze Jahr assimilieren können.


Foto einer Schwarzkiefer in der Sierra de Cazorla
Spanische Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. salzmannii) im Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas. Foto: Jürgen Paeger

In Andalusien sind es Wald-Kiefer und Spanische Schwarz-Kiefer, die die oromediterrane Höhenstufe besiedeln. Neben diesen natürlichen Standorten sind die Kiefern heute durch den Einfluss des Menschen an vielen anderen Orten zu finden. Zum einen wurden Kiefern wegen ihres raschen Wuchses und des guten Holzes durch die Forstwirtschaft angepflanzt. Zum anderen können die lichthungrigen Kiefern auch an potenziellen Standorten der Laubbäume wachsen, sobald die Wälder aufgelichtet oder ganz abgeholzt sind, wo sie an deren Stelle sogenannte sekundäre Kiefernwälder bilden.

Kiefernwälder

Die Waldkiefer erreicht in Andalusien die südliche Grenze ihres natürlichen Verbreitungsgebiets. Reste natürlicher Seidelbast-Kiefernwälder finden wir noch in der Sierra de Baza und in der >> Sierra Nevada am Cerro Trevenque. Typische Pflanzen dieser Wälder sind Zwergwacholder, Stinkwacholder, Ölbaum-Seidelbast und Niederliegende Kirsche. Der gleichen Gesellschaft gehören die Wälder der Spanischen Schwarzkiefer an, die im Gegensatz zur Waldkiefer auch eine ausgedehnte Sommertrockenheit erträgt und ausgedehnte Wälder in den >> Sierras von Cazorla und Segura bildet. Alle anderen Vorkommen dieser Kiefer in Spanien (Sierra de María, Sierra Mágina, Sierra de Baza, Sierra Nevada, Sierra de los Filabres) sind auf Anpflanzungen zurückzuführen.

Die dritte Kiefernart, die heute zur potentiellen natürlichen Vegetation gehört, ist die Schirmkiefer. Die ausgesprochen licht- und wärmeliebende, salztolerante Art und wurde einst vermutlich von den Phöniziern oder Römern eingeführt und besiedelt heute die sandigen Böden vor allem der Atlantikküste. Neben diesen Vorkommen findet man sie ihrer essbaren Samen ("Pinienkerne") wegen weit verbreitet auch gepflanzt.

Foto eines Schirmkiefernwaldes an der Atlantikküste Andalusiens
Schirmkiefernwald an der Atlantikküste im Naturpark von Barbate. Foto: Jürgen Paeger

Weit verbreitet aufgrund der Forstwirtschaft sind zudem Seestrand- und Aleppokiefer. Dabei wird die sehr trockenheitsresistente Aleppokiefer vor allen in der mesomediterranen Höhenstufe verwendet, während die Seestrandkiefer im oberen Teil dieser Stufe und im supramediterranen Bereich verwendet wird. Sehr gut zu beobachten ist dies am Oberlauf des Guadalquivir in den Sierras von Cazorla, Segura & Las Villas: Bis 1.000 m Höhe findet man dort Aleppokiefer, von 1.000 bis etwa 1.300-1.500 m  Seestrandkiefer und darüber teils natürliche, teils gepflanzte Bestände der Spanischen Schwarzkiefer.

Foto einer Igeltanne (Spanische Tanne, Abies pinsapao) aus der Sierra de las Nieves
Spanische Tanne (Igeltanne, Abies pinsapo) im Naturpark Sierra de las Nieves. Foto: Jürgen Paeger

Tannenwälder

Während die Kiefern alle mehr oder weniger trockenheitsresistent sind, zeichnet sich die Spanische Tanne oder Igeltanne durch einen großen Feuchtigkeitsbedarf aus. Die andalusischen Tannenwälder sind Überbleibsel der Eiszeiten, seither konnten sie in einigen feuchten feuchten Ecken der Provinzen Cádiz und Málaga überleben. Die Igeltanne bildet auf basischen Böden einen dichten Pfingstrosen-Tannenwald, dessen Unterwuchs aus Laubwald-Arten wie Pfingstrosen, Stinkendem Nieswurz, Spanischer Wildhyazinthe und Spitzem Streifenfarn besteht. Aus tieferen Böden kommt der Breitblättrige Seidelbast dazu. Die Igeltanne kann auch ultrabasische Böden besiedeln, die Serpentin-Tannenwälder sind durch Arten wie Boissiers Hornkraut ausgezeichnet, die an diese Böden angepasst sind.

Diese Wälder sind für die Botaniker von besonderem Interesse, da es rund um das Mittelmeer eine ganze Reihe verwandter Arten gibt, die in ihren jeweiligen Ländern entsprechende Wälder bilden (siehe Kasten). In Andalusien gibt es Igeltannenwälder in der >> Sierra de Grazalema, der >> Sierra de las Nieves und einigen angrenzenden Gebieten an der >> Costa del Sol. Dort sind auch die schönsten Wege beschrieben, um diese Wälder kennenzulernen.

Die Tannenwälder des Mittelmeerraums

Zeichnung der Verbreitung der Tannenwälder im Mittelmeerraum

Bei Tannenwäldern denken wohl die wenigsten an Südeuropa, sondern eher an den Norden und die Regionen Mitteleuropas. Aber auch im Mittelmeerraum gibt es eine ganze Reihe von Tannenarten, die bei einer meist sehr begrenzten Verbreitung in den Bergen Wälder bilden. Sie sind nicht nur erwähnenswert, weil der dunkle Tannenwald im lichtdurchfluteten Mittelmeerraum ungewohnt wirkt, sondern als Relikte der letzten Eiszeit auch botanisch interessant.

Während der Eiszeiten waren Tannenwälder im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Bei der anschließenden Erwärmung fanden sie nur noch in einigen Bergen ein geeignetes Klima, wo isolierte Bestände überdauern konnten und sich im Laufe der Zeit zu getrennten Arten weiterentwickelt haben. Die in Andalusien anzutreffende Spanische Igeltanne (Abies pinsapo) ist die am südlichsten vorkommende europäische Tannenart und nur mit der im Rif-Gebirge beheimateten Abies marocana verwandt (manche Autoren halten sie auch für eine Art). Man vermutet, dass beide von der in Algerien vorkommenden Abies numidica abstammen.