Unberührte Natur gibt es auch in Andalusien heute nicht mehr. Aber weite Teile vor allem des Landesinneren wurden über Jahrhunderte nur extensiv genutzt, so dass sie heute noch einen großen Wert für die Pflanzen- und Tierwelt besitzen.


Foto des Río Borosa im Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas
Geschützte Natur: Der Río Borosa im Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas. Foto: Jürgen Paeger

Nehmen wir als Beispiel hierfür die dehesas in der Sierra Morena. Dieses sind parkartige Landschaften mit locker stehenden Steineichen, deren Eicheln als Viehfutter genutzt wurden. Durch die Beweidung wurde das Aufkommen eines natürlichen Unterwuchses verhindert, aber die Bäume wurden als Futterquelle geschützt und erhalten. Dehesas sind also eine Kulturlandschaft. Doch hier findet man die größten Steineichenbestände überhaupt, und der Artenreichtum bei Tieren und Pflanzen ist größer als in einem geschlossenen Wald.

Neben diesen naturnahen Kulturlandschaften besitzen die andalusischen Feuchtgebiete besonderen Wert, vor allem für die Vogelwelt. Hier gab es in der Vergangenheit schon große Verluste, etwa die Laguna de la Janda bei Barbate de Franco, einstmals unter anderem größte Brutkolonie des Kuhreihers und heute völlig verschwunden. Der Kampf um den Coto de Doñana, heute der größte europäische Nationalpark, führte zur Gründung des WWF. In den letzten Jahren hat der Naturschutz in Andalusien große Fortschritte gemacht. Was die Errichtung von Schutzgebieten angeht, so ist das Gesetz Ley de Espacios Naturales Protegidos de Andalucía aus dem Jahr 1989 zu nennen. Mit diesem Gesetz wurden 17,2 % der Landesfläche unter Schutz gestellt, ein in Südeuropa unerreichter Wert.

Eine besondere Rolle spielen dabei die Naturparks (Parques Naturales), denn sie nehmen mit Abstand die größte Fläche ein. Andere Schutzkategorien sind die Reservas Naturales, die nur für Wissenschaft und Erziehung genutzt werden dürfen, die Parajes Naturales, die weniger streng geschützt sind, die Monumentos Naturales, die Naturdenkmälern entsprechen, Parques Periurbanos, Erholungsräume in der Nähe der Stadtzentren sowie Reservas Naturales Concertadas, die sich in Privatbesitz befinden und wo mit dem Besitzer eine Vereinbarung über den Schutz getroffen wurde. Die Nationalparks (Parques nationales) hingegen werden nicht von den Regionen, sondern von der Zentralregierung in Madrid eingerichtet. In Andalusien gibt es zwei Nationalparks: den Coto de Doñana und die Sierra Nevada. werden nicht von den Regionen, sondern von der Zentralregierung in Madrid eingerichtet. In Andalusien gibt es zwei Nationalparks: den Coto de Doñana und die Sierra Nevada.

Die Naturparks sind in vieler Hinsicht die am wenigsten streng geschützten Flächen, aber in ihnen können einzelne Gebiete besonders streng geschützt sein. Ziel ist es in den Naturparks nämlich nicht nur, die Natur zu schützen, sondern zugleich ein Modell für eine naturverträgliche Wirtschaftsentwicklung zu schaffen. Gemeint ist damit, dass die natürlichen Reichtümer dieser Gebiete, die meist zu den in der Vergangenheit vernachlässigten gehören, zur Grundlage des Wirtschaftens gemacht werden sollen. Dies ist oft auch zur Erhaltung der Landschaft notwendig, denn wie oben schon erwähnt, sind viele Naturparks alte Kulturlandschaften.

Das es bei dieser Entwicklung auch Probleme geben kann, ist offensichtlich: Im größten Naturpark Andalusiens, den Sierras von Cazorla, Segura & Las Villas kommen mittlerweile jährlich 800.000 Besucher, eine Zahl, die selbst der Naturparkverwaltung zu hoch ist. Die andalusischen Naturschützer der Confederación Ecologista Pacifista Andaluza kritisieren zudem, dass aus Mangel an Geldmitteln die Überwachung der Parks nicht ausreichend sei und berichten von Absichten, einige der bestehenden Parks in ihrer Größe zu reduzieren. Außerdem beklagen sie einen Mangel an Demokratie in den Verwaltungsorganen, die keine ausreichende Mitwirkung etwa von Naturschutzverbänden zulasse.

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© Jürgen Paeger 2004 – 2006