Die Sierra de Aracena ist der westliche Teil der Sierra Morena, im Norden der Provinz Huelva gelegen. Ein sanft gerundetes, meist zwischen 400 und 900 m hohes (die höchste Erhebung ist der Castaño mit 962 m) Bergland mit ausgedehnten Wäldern, ist sie ein ideales und in den letzten Jahren zunehmend entdecktes Wandergebiet. Auf den Bergen oder in den Tälern finden sich immer wieder kleine Dörfer; wenn man den Hauptort Aracena hinter sich gelassen hat, meint man in ihnen manchmal, die Zeit sei stehengeblieben. Die Wanderwege sind hier oftmals die traditionellen Verbindungswege zwischen den Dörfern aus der Zeit, bevor jeder ein Auto hatte - oder auch alte Schmugglerwege. Das Gebiet liegt ja nicht weit von der portugiesischen Grenze entfernt, und Kaffee, Tabak und Mehl sollen hier geschmuggelt worden sein. Wie auch immer, 1.100 Kilometer Wege durchziehen die Landschaft. Daran sehen Sie schon: Die Sierra eignet sich ausgezeichnet, um für ein paar Tage alles hinter sich zu lassen und in eine ganz andere Welt einzutauchen.

Übersichtskarte Naturpark Sierra de Aracena, Andalusien
Übersichtskarte des Wandergebiets Sierra de Aracena. Die grüne Fläche zeigt die Ausdehnung des Naturparks Sierras de Aracena y Picos de Aroche. © Jürgen Paeger

Landschaft

Foto der Sierra de Aracena, Andalusien
Im Frühjahr blüht die Sierra de Aracena (hier zwischen >> Aracena und Linares de la Sierra).
Foto: Jürgen Paeger

In der Sierra de Aracena findet man die typischen Gesteine der >> Sierra Morena vor: Schiefer, Gneise, Quarzite und gelegentlich Vulkangestein. Im Rückgrat dieses Berglandes findet sich auch Kalkgestein, aus dem schroffere Landschaften hervorgehen - ein Beispiel ist die Peña de Arias Montano oberhalb des Ortes Alájar. Ebenfalls im Kalkgestein liegt eine zweite Attraktion des Gebietes, die Tropfsteinhöhle von Aracena.

Zentraler Gebirgszug ist die zwischen Aracena und Cortegana gelegen Sierra de Aracena, zu der von Westen nach Osten die Sierra de San Ginés (869 m), die Sierra de la Virgen mit der Peña de Arias Montano (901 m, auf der Höhe von Linares de la Sierra und Alájar gelegen, siehe Tour 5 im >> Buch), die Sierra del Castaño, mit den 962 m des Castaño der höchste Punkt des Gebirges (der vor Ort als “Los Riscos Altos” bekannt ist), der Cerro de San Cristóbal (siehe Tour 2 im >> Buch) mit 917 m und schließlich der bei Cortegana gelegene Cerro de Santa Bárbara mit 814 m. Nördlich leitet die Sierra la Ciguëña (767 m) zu den Picos de Aroche über, denen der Naturpark den zweiten Teil seines Namens verdankt, die aber nicht mehr zu dem hier beschriebenen Wandergebiet gehören.

Klima

Die Sierra de Aracena ist für andalusische Verhältnisse relativ kühl und regenreich: Die Durchschnittstemperatur beträgt 14 - 15 °C und es fallen 1.100 mm Jahresniederschlag, meist zwischen Oktober und März. Von Juli bis September ist es normalerweise trocken. Dieses Klima liegt am atlantischen Einfluss: Südwest und Westwinde vom Atlantik erreichen das Gebiet und regnen sich im Bergland ab. Das feuchte Klima ermöglichte auch die Anpflanzung der Kastanienhaine, die wahrscheinlich von den Römern in die Sierra de Aracena gebracht wurden.

Flüsse

Die Sierra de Aracena wird in drei Richungen entwässert: in den Río Guadiana, in den Guadalquivir und in den Río Odiel. Im Wandergebiet liegt der Río Múrtigas, ein Zufluss des Guadiana. Er entspringt im Norden der Sierra de la Virgen und nimmt das Wasser aus der “Fuente de los doce caños” des Ortes Fuenteheridos auf (Tour 3 führt ein Stück an diesem Fluss entlang). Drei weitere größere Flüsse entspringen in der Sierra de Aracena: Die Rivera de Chanza bei Cortegana, die an der portugiesischen Grenze in den Guadiana fließt; die Rivera de Huelva, die wie der Múrtigas an der Nordseite der Sierra de la Virgen entspringt, aber in den Guadalquivir fließt. Der Río Odiel entspringt bei Aracena, und bildet bei Huelva mit dem Río Tinto die Ría von Huelva, an der die Provinzhauptstadt liegt.

Wirtschaft und Kultur

Auf dem armen Gestein Gestein und aufgrund der bergigen Landschaft bilden sich nur arme und sehr flachgründige Böden, die sich kaum für die Landwirtschaft eignen. Daher sind hier ausgedehnte Wälder erhalten - Kastanienhaine sowie Kork- und Steineichenwälder bestimmen das Landschaftsbild. In den Eichenwälder leben halbwilde schwarze Schweine, die mit den Eicheln gemästet werden; die Schinken und Würste dieser cerdos negros sind die Haupterzeugnisse dieser Region - die Schinken aus Jabugo sind jedem Spanier ein Begriff. Der aus den Bergen abgetragene Boden sammelt sich in den Flusstälern, wo die Bewohner seit langem Gärten anlegen; der Verkauf von Gemüse und Obst ergänzt die Einkünfte aus Kork und Kastanien.

Seitdem in der Region ein bescheidener Landtourismus begonnen hat, nehmen diese traditionellen Produkte sogar wieder an Bedeutung zu. Im Mai gibt es in Aracena einen Viehmarkt (feria de ganado), wer ohnehin in dieser Zeit da ist, sollte ihn nicht verpassen. (Noch ein Tipp für Genießer-Wanderer: Im Oktober und November wachsen hier auch reichlich Pilze, die dann auch in allen Bars und Restaurants auf dem Speiseplan stehen. Im November gibt es in Aracena auch ein setas (Pilz-)Festival.)

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>> Wanderungen in der Sierra de Aracena
>> Praktische Hinweise (Ausgangsort, Anreise, Unterkunft, Essen und Trinken)

© Jürgen Paeger 2004–2019