Von Natur aus gibt es nur dort keine Wälder, wo das Klima oder der Boden dies nicht zulassen. Das Klima kann zu kalt oder zu trocken sein, der Boden zu feucht oder zu salzig.

Zu kalt ist es in Andalusien in den oberen Lagen der Sierra Nevada. In der oromediterranen und besonders der crioromediterranen Höhenstufe ist die Vegetationsperiode zu kurz, um die Entstehung von Wäldern zu ermöglichen. Stattdessen gibt es hier eine Hochgebirgsvegetation aus Sträuchern und Gräsern. Ganz anders sind die Gründe für die Waldfreiheit dagegen im Südosten Andalusiens: Hier ist das Klima semiarid, das ist für Bäume zu trocken. In Andalusien ist dies in großen Teilen der Provinz Almería der Fall. Der Salzgehalt des Bodens verhindert schließlich die Ausbildung von Wald direkt an der Meeresküste; dazu kommt die Vegetation der zeitweilig vom Meerwasser überfluteten Sümpfe in den Mündungen der großen Flüsse, den marismas.

Hochgebirgs-Vegetation

Während auf Kalk in der oromediterranen Höhenstufe noch Wälder ausgebildet werden, besteht die natürliche Vegetation auf Silikat hier aus einem Ginster-Zwergwacholder-Gebüsch. Zwergwacholder und Betischer Ginster sind die charakteristischen Arten.

Foto der Hochgebirgsvegetation in der Sierra Nevada, Andalusien
Hochgebirgsvegetation in der Sierra Nevada. Foto: Jürgen Paeger

Entlang der Bäche, Lagunen und an anderen feuchten Stellen der Sierra Nevada gibt es feuchtigkeitsliebende Rasen, die dort als borreguiles bekannt sind. Typische Gräser sind das Borstgras und der Iberische Schwingel. Daneben sind hier viele weitere interessante Arten beheimatet, die auf den Seiten über die Sierra Nevada beschrieben sind.

Die crioromediterrane Höhenstufe ist ebenfalls nur in der Sierra Nevada vertreten. Sie nimmt die Höhen oberhalb 2.900 m ein. Das Maximum an Pflanzenwuchs stellen in diesen unwirtlichen Höhen Rasengesellschaften dar, in denen viele einzigartige Arten wie die Sierra-Nevada-Kamille vorkommen. Andere Arten, die man außerhalb der Sierra Nevada nirgendwo findet, wachsen in den Geröllfeldern und in den Felsen. Auch diese Arten sind auf den Seiten über die Sierra Nevada näher beschrieben.

Der semiaride Südosten

In weiten Teilen der Provinz Almería, vor allem entlang der Küste, in der Sierra Alhamilla, in der Sierra de Gata und im Becken von Baza ist es zu trocken für Wälder. Hier besteht die Vegetation potentiell aus wärmeliebenden Sträuchern. Mastixstrauch, Zwergpalme und

Zwergpalme im Cabo de Gata, Andalusien
Zwergpalmen im semiariden Südosten, hier im Cabo de Gata. Foto: Jürgen Paeger

Ölbaum sind weitverbreitete Arten, dazu kommt an der Küste zwischen Almería und Adra der im tropischen Afrika vorkommende Strauch Maytenus senegalensis, der hier seine nördlichsten Standorte hat. Im Cabo de Gata finden wir einen Strauch mit auffälligen, hornförmigen Früchten (Periploca laevigata subsp. angustifolia). Er kommt in Europa noch auf Sizilien und Kreta vor, seine sonstigen Vorkommen liegen ebenfalls in Afrika.In weiten Teilen ist jedoch die Degradation dieser Vegetation zu einer Pseudosteppe zu beobachten. In diesen herrschen Halfa- und Espartogras vor. Beide Arten werden für die Espartoflechterei verwendet; Körbe, Schuhe, Hüte und vieles andere werden aus diesen Gräsern hergestellt.

Die Vegetation der Meeresküste

Eine bemerkenswerte Vegetation ist an der Meeresküste vor allem auf Sandstränden zu finden. Vor allem im Bereich des Nationalparks Coto de Doñana ist sie auch noch gut erhalten. Direkt am Spülsaum des Meeres wachsen Pflanzen wie der Meer-Senf. Er kann den hohen Salzgehalt ertragen und profitiert von den organischen Substanzen, die das Meer hier ablagert. Dazwischen kann schon die Strand-Quecke auftauchen. Da ihre Wurzeln den Sand durchspinnen und festhalten, fördert sie die Bildung von Kleindünen. Sind diese erst einmal hoch genug, siedelt sich auch der Strand-Hafer an. Dieser wächst dichter und höher als die Strand-Quecke, sammelt mehr Sand an und ist in der Lage, die Düne vollständig zu befestigen. Auf befestigten Dünen können sich dann bereits Straucharten wie der Großfrüchtige Stechwacholder ansiedeln. Seine Früchte sind bis 1,5 cm breit und damit etwa doppelt so groß wie die Früchte des typischen Stech-Wacholder.

Neben dieser Vegetation gibt es an der Küste noch sehr interessante Pflanzengesellschaften der felsigen Steilküsten, die im Westen Andalusiens von der Strandnelke Limonium emarginatum charakterisiert sind.

Die marismas

Marismas, zeitweilig vom Meerwasser überfluteten Sümpfe, finden wir am ausgeprägtesten im Nationalpark Coto de Doñana. Auch hier finden wir eine typische Salzvegetation. Neben dem aus Südamerika eingeführten Dichtblütigen Schlickgras finden wir hier Arten, die auch von der deutschen Küste bekannt sind: Die Strand-Salzmelde, den Strand-Salzschwaden und den Queller. Andere typische Salzarten sind die Gliedermelden Arthrocnemum fruticosum und A. glaucum.

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© Jürgen Paeger 2004 – 2006